Auf (Zeit-)Reise durch Oberschwaben
von Anna Schütz
„Kraut“ ruft der Neunjährige, „und“ seine Zwillingsschwester, „Speck“ der große Bruder!
Und wieder: „Kraut und Speck! Kraut und Speck!“ Die Kinder sind ganz versunken in ihre
Arbeit. In regelmäßigem Rhythmus schlagen sie abwechselnd mit DreschPlegeln auf das
in der Mitte liegende Getreide. Ganz ernsthaft, immer wieder: „Kraut und Speck, Kraut
und Speck.“ Die Köpfe sind schon ganz rot vor Anstrengung. „Puh, ist das mühsam“,
stöhnt meine Tochter. Und auch die beiden Jungs sind froh über eine Pause. Rasch wird
das Dreschgut eingesammelt.
Und wieder: „Kraut und Speck! Kraut und Speck!“ Die Kinder sind ganz versunken in ihre
Arbeit. In regelmäßigem Rhythmus schlagen sie abwechselnd mit DreschPlegeln auf das
in der Mitte liegende Getreide. Ganz ernsthaft, immer wieder: „Kraut und Speck, Kraut
und Speck.“ Die Köpfe sind schon ganz rot vor Anstrengung. „Puh, ist das mühsam“,
stöhnt meine Tochter. Und auch die beiden Jungs sind froh über eine Pause. Rasch wird
das Dreschgut eingesammelt.
Dorfleben von anno dazumal
„Jetzt blast mal vorsichtig in eure Hände“, sagt Christina McMullin, die uns durch das
Museumsdorf Kürnbach führt. „So trennt ihr die Spreu vom Weizen.“ Gesagt, getan oder
besser geblasen. Übrig bleiben ein paar Körner, die zwar gut und süß schmecken, die
aber noch nicht einmal für ein kleines Brötchen reichen würden. Die drei
Scheunendrescher sind froh, dass das Mehl, mit dem sie danach die typisch
oberschwäbischen Dinette machen, schon in der alten Backstube parat steht. Auch hier
im Backhäusle von 1886 geraten die drei ins Schwitzen; schließlich hat Bäcker Dietmar
Neltner schon ordentlich eingeheizt. Geduldig erklärt er den Kindern, wie ihre
Ururgroßeltern gebacken haben und lässt sie auch selbst die schweren Bleche in den
Holzofen schieben. In Kürnbach tauchen sie ein in 600 Jahre oberschwäbische
Geschichte und lernen das DorPleben von anno dazumal kennen: Sie bestaunen original
eingerichtete Stuben und Werkstätten, haben Spaß auf der historischen Kegelbahn. Und
sehen doch auch, wie hart das Leben früher war.
Museumsdorf Kürnbach führt. „So trennt ihr die Spreu vom Weizen.“ Gesagt, getan oder
besser geblasen. Übrig bleiben ein paar Körner, die zwar gut und süß schmecken, die
aber noch nicht einmal für ein kleines Brötchen reichen würden. Die drei
Scheunendrescher sind froh, dass das Mehl, mit dem sie danach die typisch
oberschwäbischen Dinette machen, schon in der alten Backstube parat steht. Auch hier
im Backhäusle von 1886 geraten die drei ins Schwitzen; schließlich hat Bäcker Dietmar
Neltner schon ordentlich eingeheizt. Geduldig erklärt er den Kindern, wie ihre
Ururgroßeltern gebacken haben und lässt sie auch selbst die schweren Bleche in den
Holzofen schieben. In Kürnbach tauchen sie ein in 600 Jahre oberschwäbische
Geschichte und lernen das DorPleben von anno dazumal kennen: Sie bestaunen original
eingerichtete Stuben und Werkstätten, haben Spaß auf der historischen Kegelbahn. Und
sehen doch auch, wie hart das Leben früher war.
Mit der Öchslebahn unterwegs
Geschichte zum Anfassen gibt es auch ein paar Kilometer weiter östlich. Hier fährt in den
Sommermonaten die Öchslebahn zweimal pro Tag von Ochsenhausen nach Warthausen.
Während in den liebevoll restaurierten Waggons der Schmalspurbahn, die zum Teil noch
aus dem 19. Jahrhundert stammen, schwäbische Eisenbahnromantik zu erleben ist,
dürfen meine Kinder einen Teil der Strecke in der alten Lok mitfahren. Die dicke „Berta“
schnauft und dampft durch die hügelige Landschaft. Doch das tut sie nicht einfach so;
dafür braucht sie jede Menge Kohlen, die per Hand und Schaufel in den glühend heißen
Ofen geschoben werden müssen. „800 Kilo sind es etwa pro Tag“, weiß Lokführer Frank
Rebholz und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „ICE-Fahrer haben es da leichter“,
stellt mein Sohn nüchtern fest. Und da wir dann schon einmal in Ochsenhausen sind,
statten wir auch dem ehemaligen Benediktinerkloster einen Besuch ab: Der prächtige
Barockbau sieht aus wie ein Schloss und beherbergt eine der berühmtesten Orgeln
Süddeutschlands in seiner Klosterkirche. Wir haben leider keine Zeit, sie in Aktion zu
hören, aber allein die Optik ist beeindruckend.
Sommermonaten die Öchslebahn zweimal pro Tag von Ochsenhausen nach Warthausen.
Während in den liebevoll restaurierten Waggons der Schmalspurbahn, die zum Teil noch
aus dem 19. Jahrhundert stammen, schwäbische Eisenbahnromantik zu erleben ist,
dürfen meine Kinder einen Teil der Strecke in der alten Lok mitfahren. Die dicke „Berta“
schnauft und dampft durch die hügelige Landschaft. Doch das tut sie nicht einfach so;
dafür braucht sie jede Menge Kohlen, die per Hand und Schaufel in den glühend heißen
Ofen geschoben werden müssen. „800 Kilo sind es etwa pro Tag“, weiß Lokführer Frank
Rebholz und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „ICE-Fahrer haben es da leichter“,
stellt mein Sohn nüchtern fest. Und da wir dann schon einmal in Ochsenhausen sind,
statten wir auch dem ehemaligen Benediktinerkloster einen Besuch ab: Der prächtige
Barockbau sieht aus wie ein Schloss und beherbergt eine der berühmtesten Orgeln
Süddeutschlands in seiner Klosterkirche. Wir haben leider keine Zeit, sie in Aktion zu
hören, aber allein die Optik ist beeindruckend.
Im Federseemuseum
Am nächsten Tag reisen wir noch weiter zurück in die Vergangenheit: ins Jahr 4000 v.
Chr., in die Jungsteinzeit. Meine Tochter hockt vor dem Mahlstein und rollt einen kleinen
Stein, den sogenannten Läufer, über die Körner, vor und zurück. „Ganz schön
anstrengend“, Pindet sie wieder und ahnt, dass auch in den ersten Dörfern am Federsee
vor dem Genuss einer Scheibe Brot harte Arbeit stand. Davon zeugen die Reste der
steinzeitlichen Lager, die im Federseemuseum Bad Buchau nicht nur angeschaut,
sondern angefasst und ausprobiert werden dürfen. Die Kinder sind begeistert. Auch von
der Fahrt im Einbaum, die wir – anders als die Menschen damals – einfach zum
Vergnügen unternehmen dürfen.
Chr., in die Jungsteinzeit. Meine Tochter hockt vor dem Mahlstein und rollt einen kleinen
Stein, den sogenannten Läufer, über die Körner, vor und zurück. „Ganz schön
anstrengend“, Pindet sie wieder und ahnt, dass auch in den ersten Dörfern am Federsee
vor dem Genuss einer Scheibe Brot harte Arbeit stand. Davon zeugen die Reste der
steinzeitlichen Lager, die im Federseemuseum Bad Buchau nicht nur angeschaut,
sondern angefasst und ausprobiert werden dürfen. Die Kinder sind begeistert. Auch von
der Fahrt im Einbaum, die wir – anders als die Menschen damals – einfach zum
Vergnügen unternehmen dürfen.
Am Federseesteg und im Wackelwald
Großen Spaß haben die drei dann auch im Wackelwald, der nur ein paar Schritte weiter
zu Pinden ist. Wie bei einem riesigen Naturtrampolin wackelt das Moor hier wie ein
Pudding. Leider lieben auch Bremsen und Mücken ihn sehr, so dass wir nicht alle
Stationen der Entdeckungsreise voll genießen können. „Wer herkommt, sollte besser
eine lange Hose und einen Pulli anziehen“, empPiehlt der Älteste und wehrt die nächste
Attacke ab.
zu Pinden ist. Wie bei einem riesigen Naturtrampolin wackelt das Moor hier wie ein
Pudding. Leider lieben auch Bremsen und Mücken ihn sehr, so dass wir nicht alle
Stationen der Entdeckungsreise voll genießen können. „Wer herkommt, sollte besser
eine lange Hose und einen Pulli anziehen“, empPiehlt der Älteste und wehrt die nächste
Attacke ab.
Direkt nebenan wartet mit über 30 km und ohne nennenswerte Belästigung durch
Blutsauger das Federseemoor auf uns. Kerstin Wernecke vom zugehörigen NABU Naturschutzzentrum führt uns gut gelaunt über den 1,5 km langen Federseesteg durch dieses Eldorado für Tiere und Pflanzen. Was sie alles weiß, ist faszinierend. Sie erzählt uns, dass der Feldschwirl minutenlang singen kann, ohne Luft zu holen, wie das Braunkehlchen mit seiner Nachbarin Plirtet und warum es dafür hohes Gras braucht. Und warum man sagt: „Der schimpft wie ein Rohrspatz“ verstehen wir sofort, als wir den Teichrohrsänger hören. Mit einem großen Fernrohr entdeckt Johan die seltene Rohrweihe und einen Turmfalken, und auch Schmetterlingsfan Mieke kommt mit über 70 Tagschmetterlingsarten, die hier leben, voll auf ihre Kosten.
Blutsauger das Federseemoor auf uns. Kerstin Wernecke vom zugehörigen NABU Naturschutzzentrum führt uns gut gelaunt über den 1,5 km langen Federseesteg durch dieses Eldorado für Tiere und Pflanzen. Was sie alles weiß, ist faszinierend. Sie erzählt uns, dass der Feldschwirl minutenlang singen kann, ohne Luft zu holen, wie das Braunkehlchen mit seiner Nachbarin Plirtet und warum es dafür hohes Gras braucht. Und warum man sagt: „Der schimpft wie ein Rohrspatz“ verstehen wir sofort, als wir den Teichrohrsänger hören. Mit einem großen Fernrohr entdeckt Johan die seltene Rohrweihe und einen Turmfalken, und auch Schmetterlingsfan Mieke kommt mit über 70 Tagschmetterlingsarten, die hier leben, voll auf ihre Kosten.
Aktiv in der Natur
Als wir abends vor unserem Wohnwagen sitzen, der für die Tage hier auf dem
Campingplatz am Badsee steht, lassen wir das Erlebte Revue passieren und freuen uns
schon auf den nächsten Tag. Neben soviel Geschichte und Geschichten ist die Region
Oberschwaben nämlich auch für Outdoor-Fans ein Paradies. Radler Pinden hier über 500
km abwechslungsreiche und lückenlos ausgeschilderte Routen. Wir radeln zum Beispiel
von Leutkirch durch welliges Wald- und Wiesenland, vorbei an idyllischen Dörfern und
kristallklaren Bächen bis Isny. In dem fast 1000 Jahre alten Städtchen mit den hohen
Mauern, Türmen und Toren gibt es dann ein dickes Eis und ein kühlendes Fußbad.
Campingplatz am Badsee steht, lassen wir das Erlebte Revue passieren und freuen uns
schon auf den nächsten Tag. Neben soviel Geschichte und Geschichten ist die Region
Oberschwaben nämlich auch für Outdoor-Fans ein Paradies. Radler Pinden hier über 500
km abwechslungsreiche und lückenlos ausgeschilderte Routen. Wir radeln zum Beispiel
von Leutkirch durch welliges Wald- und Wiesenland, vorbei an idyllischen Dörfern und
kristallklaren Bächen bis Isny. In dem fast 1000 Jahre alten Städtchen mit den hohen
Mauern, Türmen und Toren gibt es dann ein dickes Eis und ein kühlendes Fußbad.
Im Schlosspark Kißlegg
Und da Wasser überhaupt meiner Kinder liebstes Element ist, darf bei unserem
Oberschwaben-Urlaub auch ein Bad im See nicht fehlen. Dafür fahren wir nach Kisslegg,
wo wir aber zunächst am Schloss Halt machen. Für eine Besichtigung kann ich die
Kinder, die rasch ins kühle Nass wollen, nicht mehr begeistern, aber ein Picknick im
romantischen Schlossgarten ist sehr nach ihrem Geschmack. Von dort ist es auch nur
noch ein kurzer Fußmarsch zum Strandbad am Obersee.
Oberschwaben-Urlaub auch ein Bad im See nicht fehlen. Dafür fahren wir nach Kisslegg,
wo wir aber zunächst am Schloss Halt machen. Für eine Besichtigung kann ich die
Kinder, die rasch ins kühle Nass wollen, nicht mehr begeistern, aber ein Picknick im
romantischen Schlossgarten ist sehr nach ihrem Geschmack. Von dort ist es auch nur
noch ein kurzer Fußmarsch zum Strandbad am Obersee.
Strandbad Obersee Kißlegg
Der malerisch gelegene Naturbadesee ist für meine drei seitdem der Inbegriff von perfektem Urlaub: Chillen unter den hohen, alten Bäumen, toben im Wasser des Moorsees und Salti vollführen auf
der Sprungturm-Plattform und sie sind glücklich. Und am Ende eines weiteren
wunderbaren Urlaubstages sagt meine Tochter: „Ich hab’ schon wieder Hunger wie ein
Scheunendrescher!“
der Sprungturm-Plattform und sie sind glücklich. Und am Ende eines weiteren
wunderbaren Urlaubstages sagt meine Tochter: „Ich hab’ schon wieder Hunger wie ein
Scheunendrescher!“