Anmerkungen von Andreas Müller

Mit Abstand betrachtet, sehen die Dinge ja bekanntlich oft anders aus. Mit weitem Abstand betrachtet ganz besonders. Das zeigt der Fotograf Stefan Kuhn mit seiner Serie LAKESHORE OPERATIONS. Aus der Vogelperspektive und aus unterschiedlichen Positionen und Flughöhen hat er Uferlandschaften aufgenommen. Die entstandenen Einzelbilder gruppiert Kuhn anschließend zu aus mehreren Bildtafeln bestehenden Werken. Herauskommen sind dabei Landschaften, die trotz der zurückhaltenden Nachbearbeitung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changieren. Der Betrachter kennt, was er da sieht. Oft er-kennt er es aber kaum wieder.
 
Bäume, Büsche, Wiesen, Ufergras, Uferlinien, Wasser, Eisflächen, Nebel, Licht und Schatten – so sieht das also von oben, aus dieser zunächst irritierend fremden Perspektive aus. Meist noch prinzipiell identifizierbar und aus der Höhe betrachtet doch immer mehr der eigenen Wesentlichkeit entkleidet. Die Uferlandschaften lösen sich zunehmend in Flächen, in Linien, in Muster auf. Die Natur abstrahiert sich selbst und gibt sich dabei in der Farbenvielfalt der Ufervegetation, in den Tausend Schattierungen und Reflexionen auf der Wasseroberfläche, in den Brüchen und Schichtungen der Eisdecken auf den Seen doch zu erkennen. Stefan Kuhn betont durch die Gruppierung einzelner Bilder mal die Gegenständlichkeit der Landschaften, mal deren Entmaterialisierung.
 
Es ist dabei vor allem die Natur selbst, die sich für den Betrachter als solche sichtbar oder eben unsichtbar macht. Der Künstler betont ausdrücklich, dass er an den Fotografien nichts manipuliert, weder hinzufügt noch entfernt. Er steigert aber die Bildwirkung, indem er behutsam Farbtönungen und Helligkeitsabstufungen anpasst, indem er die einzelnen Belichtungen in einem Prozess der Neuordnung zueinander in Beziehung setzt. So entstehen fotografische Sequenzen, die dem Betrachter Einblick in weithin unbekannte, manchmal zunächst irritierend ungewohnte, immer aber spannende Sichtwelten gewähren.

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Notes by Andreas Müller

Things often look different when viewed from a distance. Considered from quite far away, things look very special. This is shown by photographer Stefan Kuhn in his LAKESHORE OPERATIONS series. From a bird's eye view and from different positions and flight altitudes, he has photographed shoreline landscapes. Kuhn then groups the individual images into works consisting of several panels. The result is landscapes that, despite their restrained post-processing, oscillate between representationalism and abstraction. The viewer knows what he is seeing. Often, however, he hardly recognizes it.

Trees, bushes, meadows, riparian grass, shorelines, water, ice surfaces, fog, light and shadow - this is how it looks from above, from this initially irritatingly strange perspective. Mostly still identifiable in principle and viewed from a height, yet more and more stripped of its own essentiality. The shorelines increasingly dissolve into surfaces, lines, patterns. The nature abstracts itself and reveals itself in the variety of colors of the riparian vegetation, in the thousands of shades and reflections on the surface of the water, in the breaks and layers of the ice sheets on the lakes. By grouping individual pictures, Stefan Kuhn emphasizes the objectivity of landscapes here, and sometimes their dematerialisation.

It is above all nature itself that makes itself visible or even invisible to the viewer as such. The artist expressly emphasizes that he doesn´t add anything to the photographs, nor does he remove anything. However, he increases the visual effect by carefully influencing the hue and brightness levels, by relating the individual exposures to each other in a process of reordering. In this way, photographic sequences are created that allow the observer insight into widely unknown, at first confusingly unusual, but always exciting visual worlds.

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